KREUZBANDRISS
WANN OPERIEREN?

Bei der Ruptur des vorderen Kreuzbandes (Kreuzbandriss) entsteht die Frage, ob eine operative Intervention erfolgen soll oder nicht. Dabei fließen neben der Art der Verletzung auch individuelle Faktoren des Verletzten in die Entscheidung ein. Bei einer vorderen Kreuzbandruptur, die mit einer hochgradigen Instabilität einhergeht oder die deutliche Begleitverletzungen hat, wie z. B. einen Meniskusriss, ist von vornherein eher an eine Kreuzbandoperation zu denken. In vielen Fällen ist ein traumatischer Meniskusriss zu rekonstruieren (nähen) und dann sollte das Knie auch ausreichend stabil sein, da sonst die Meniskusnaht keinesfalls hält. Daher sollte bei einer Meniskusnaht auch eine Operation des Kreuzbandes vorgenommen werden. Das Gleiche gilt für komplexe Knorpelverletzungen, auch hier ist eine Stabilisierung notwendig, damit mögliche Knorpeltherapien gute Erfolgsaussichten haben. Bei schweren Seitenbandverletzungen wird zum Teil auch frühzeitig operiert, um eine kombinierte Versorgung von Bandstrukturen vornehmen zu können.

ENTSCHEIDUNGSFAKTOREN FÜR EINE KREUZBANDOPERATION

Weitere Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen eine Kreuzbandoperation sind das Alter und das Aktivitätsniveau des Patienten. Bei jüngeren Patienten ist eher zu einer operativen Versorgung zu raten, da der Patient in Zukunft möglicherweise sportliche Aktivitäten vornehmen wird und das Aktivitätsniveau normalerweise deutlich höher ist. Bei älteren Patienten ist eher das Aktivitätsniveau entscheidend. Bei einem Patienten, der lediglich Fahrradsport betreibt, kann zunächst ein abwartendes Vorgehen angeraten werden und die Entwicklung der Instabilität kontrolliert werden. Allerdings ist auch bei älteren Patienten, die weniger sportlich aktiv sind, die jedoch eine hochgradige Instabilität haben und schon im normalen Alltag ein Wegrutschen des Knies verspüren, eine Kreuzbandoperation sinnvoll.

ZEITPUNKT DER KREUZBANDOPERATION

Der eigentliche Zeitpunkt einer Kreuzbandoperation ist letztlich nicht so entscheidend, bei weiteren Verletzungen sollte allerdings Folgendes beachtet werden: Bei einem schwer traumatisierten Knie, das noch deutlich in der Beweglichkeit eingeschränkt ist, sollte aufgrund des Verklebungsrisikos (Arthrofibrose) der operative Zeitpunkt eher etwas nach hinten verschoben werden. Bei jüngeren Patienten, bei denen sich möglicherweise keine hochgradige Zerreißung oder Begleitverletzung in der Kernspintomographie darstellen, sollte möglicherweise innerhalb der ersten drei Wochen auch über eine Kreuzbandnaht mit entsprechender Augmentierung (Ligamys®) nachgedacht werden. Auch bei einer gleichzeitigen Meniskusverletzung sollte die Operation aufgrund der Möglichkeiten einer Meniskusnaht nicht zu lange verschoben werden, da die Ergebnisse bei frischer Meniskusruptur und durchgeführter Naht besser sind als nach einem längeren Zeitraum nach Unfallereignis.

Zusammenfassend sollte die Entscheidung über eine Operation und deren Zeitpunkt zwischen Patient und Arzt nach ausgiebiger Untersuchung, Aufklärung und Befragung des Aktivitätsniveaus getroffen werden.

KREUZBANDRISS BEI KINDERN

Bei Kindern sollte ein Zeitraum von ca. 6 bis 8 Wochen nach einem Unfall abgewartet werden. Dann sollte verifiziert werden, ob eine Instabilität verblieben ist. Im Gegensatz zum Erwachsenenalter kommt es in bestimmten Fällen zu einer guten Stabilisierung und Readaptation ohne Kreuzbandrekonstruktion. Bei verbliebener Instabilität sollte jedoch auch im Kindesalter vor Schluss der Wachstumsfugen eine Kreuzbandoperation erfolgen, da in Studien gezeigt werden konnte, dass besonders Kinder durch die Folgen eines instabilen Kniegelenks hochgradig gefährdet sind sich weitere Verletzungen im Kniegelenk zuzufügen.

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